Guten Morgen.
Tilman Spreckelsen schreibt in der FAZ über die neue Herausgeberschaft der Großen Brandenburger Ausgabe der Werke Theodor Fontanes, die auf die Göttinger Germanisten Gabriele Radeke und Heinrich Detering übergegangen ist. Mit Fontanes Autobiographie Von Zwanzig bis Dreißig ist nun der erste Band der beiden Forscher herausgekommen. Auf über 500 Seiten ist Fontanes Werk in der kommentierten Ausgabe angewachsen und bleibt dank der kenntnisreichen und eloquenten Kommentare von Wolfgang Rasch, der für den Band verantwortlich ist, dennoch eine unterhaltsame Lektüre. Wie Spreckelsen schreibt, ein „ständiger, mitunter amüsanter Dialog mit dem Autor“, in dem Rasch auch die eine oder andere Inkonsistenz in Fontanes Aussagen nüchtern widerlegt. Interessant an der neuen Ausgabe ist, dass gedruckt nur die Hälfte des Apparats zu finden ist. Die andere Hälfte ist auf den Webseiten der Uni Göttingen zu finden und bietet damit auch die Gelegenheit, ständig aktualisiert und ergänzt zu werden. Ein Vorteil, auch wenn die Präsentation und Nutzbarkeit noch etwas Feinschliff nötig hat.
Indes sprach der Berliner Schriftsteller Sherko Fatah mit dem Tagesspiegel über den Sinn von Literatur angesichts von Gewalt und Leid in der Welt und der zunehmenden „Verwahrlosung demokratischer Gesellschaften“. In Anbetracht des tagesaktuellen Grauens sieht Fatah durchaus das Problem, dass Literatur irgendwann nicht mehr ausreichen könne, die Realität darzustellen und zu erklären. Schon Johnathan Littell sei mit seinem Versuch, in Die Wohlgesinnten das Grauen des Holocaust aus Sicht der Täter darzustellen, gescheitert. Die grundsätzliche Fokussierung auf die Religion hält er jedoch nicht für den richtigen Ansatz, um den islamistischen Terror und seine Anziehungskraft auch auf radikalisierte junge Westeuropäer zu erklären. Vielmehr erkennt er einen „Terror der Sitten, für den man eine spezifische Religion gar nicht bräuchte: Die Verhältnisse wären auch so repressiv, das waren sie nämlich schon vor der Islamisierung.“
70 Jahre nach dessen Tod sind nun auch die Urheberrechte von Antoine de Saint-Exupéry erloschen, was zu zahlreichen Neuauflagen seines bekanntesten Textes Der Kleine Prinz führt. Auch in Deutschland wird es drei Neuauflagen des Klassikers geben, die sich in ihrer Tonalität überraschend unterscheiden, wie Joseph Hanimann in der Süddeutschen Zeitung beschreibt. Er hebt besonders die Variante von Hans Magnus Enzensberger heraus, die im DTV erscheinen wird und sich durch ihre Sprachliche Klarheit auszeichnet. Allerdings offenbaren alle Auflagen, dass nach wie vor der sprachlichen Brillanz de Saint-Exupérys nur schwer beizukommen ist.
Ach ja. Vergangene Woche startete die 65. Berlinale, wie eigentlich überall zu lesen ist.