Guten Morgen.
Revolte! Die versammelten Redakteure des „Spiegels“ haben in der vergangenen Woche ihrem Chefredakteur die rote Karte gezeigt und gemeinsam gegen dessen Pläne eines „Spiegel 3.0“ gestimmt. In der FAZ lässt sich nachlesen, welch komplizierte Strukturen hier aufeinander prallen und weshalb eine Umstrukturierung des Magazins zum „Hauen und Stechen“ ausarte. An der Auseinandersetzung, die nicht zuletzt Chefredakteur Wolfgang Büchner den Job kosten könnte, zeigt sich die ganze Emotionalität des Konfliktes zwischen etablierten Rechercheredaktionen und schnelllebiger Online-Redaktion. Wie beide Lager zu vereinen sind, das ist jetzt ganz Aufgabe der Chefredaktion unter Büchner und Geschäftsführer Ove Saffe, die Gesellschafter haben sich nämlich geschlossen hinter die Neuerungspläne gestellt – und die Aufgabe der Vermittlung mit den Redakteuren ebenso geschickt abgegeben.
In der bunten Welt der Comicverfilmungen gibt es ab dieser Woche einen neuen Mitspieler, besser eine ganze Gruppe neuer Mitspieler: Marvels „Guardians of the Galaxy„. Bunt, lauter und nun mit einem frech-niedlichen Waschbären als Protagonist versucht Hollywood durch das Aufkochen einer durchaus schon älteren, aber in der Regel weniger beachteten Comicreihe neuen Wind in die etablierte Comicvielfalt zwischen Spider Man und Captain America zu bringen. Sophie Charlotte Rieger zeigt auf „filmosophie„, weshalb sie mit dem Film und seinem Informations- und Effektbombardement nicht einverstanden ist. Fehlende Einführung, klassische Geschlechterklischees und die Verharmlosung der brutalen Gewaltdarstellung sind ihre Hauptkritikpunkte.
Noch einmal zurück zum Kampf Analog gegen Digital. In der „taz“ schrieb jüngst Johannes Thumfart ein Loblied auf die Möglichkeiten und Inklusivleistungen des E-Books. Jetzt antwortet ihm Sonja Vogel und relativiert seine euphorischen Theorien. Das E-Book sei mitnichten besonders inklusiv, hinter den vermeintlich günstigen Produktionskosten stecke lediglich das kommerzielle Interesse von Großhändlern wie Amazon. Sie kommt dabei zu einem wichtigen Schluss: Natürlich gebe es bei E-Books weder Druck- noch Lagerkosten – doch die würden auch bei konventionellen Büchern nur einen geringen Teil der Kosten ausmachen. Teuer seien Lektorat, Honorare, Öffentlichkeitsarbeit und Autorenbetreuung – Punkte, auf die Verlage auch bei E-Books nicht verzichten können. Kaum ein Buch werde druckfertig geschrieben, und kaum ein Autor schafft es, sich im reinen Selbstvertrieb gegen die Marketingmaschinen etablierter Großhändler und Verlage durchzusetzen.