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pagina centesima – Zum 100. Beitrag

Um manche Zahlen kommt man nicht herum. Im Grunde ist ja jedes Jubiläum arbiträr, doch scheinen manche Zahlen gleicher zu sein als andere, nur weil irgendwann festgelegt wurde, dass Fünfer- und Zehnerschritte besonders beachtenswert seien (warum nicht Primzahlen?). Einerlei – die Seite Zwei erreicht mit diesen Worten ihren 100. Beitrag, ein traditionell idealer Anlass für Reflexion und Nabelschau. Hat es sich gelohnt? Sind Ziele erreicht worden? Hat sich etwas verändert? Wie soll es weitergehen? Nun – der Reihe nach.

Die Frage, ob sich das Bloggen gelohnt hat, lässt sich kaum beantworten. Ist das überhaupt messbar? Finanziell sicherlich nicht, denn darum geht es hier ja nicht. Klickzahlen? Die bleiben überschaubar. Kommentare? Dito. Aber sind das überhaupt Motivation und Ziel? Natürlich nicht, ruft man reflexartig empört – schließlich geht es hier ja darum, Gedanken auszudrücken, zu schreiben und einer sinnstiftenden Tätigkeit nachzugehen. Naja und trotzdem vergleicht man sich, schaut immer wieder mal in die mageren Statistiken und freut sich zugleich über jeden Leser, jedes „Gefällt mir“ und erst recht über jeden Kommentar. Schließlich sind wir hier im Internet, wo jede Zuckung messbar und Erfolg die einzige Währung ist.

Und doch. Und doch ist es mir gleich, ob meine Texte von den immer gleichen drei Leuten (Hallo! <3) gelesen werden oder von Hunderten. Die Seite Zwei ist für mich in erster Linie eine Plattform, auf der ich meine Gedanken zu Literatur, Medien und dem Zirkus drumherum veröffentlichen kann. Da literarische Salons ja bedauerlicherweise aus der Mode gekommen sind, muss das Internet als Ersatz herhalten; für den Austausch über Literatur, um Gedanken auszuformulieren und gezielt Bücher zu besprechen. Dass ein Blog natürlich in erster Linie eine sehr eindimensionale Kommunikationsform bleibt, ist mir bewusst. Das ist eine Rezension in einer Tageszeitung allerdings auch. Im Gegensatz zu Tageszeitungen kann ich mich auf meinen eigenen Seiten aber auf die Bücher konzentrieren, die ich gelesen habe, ohne Trends und Bestsellerlisten hinterherzujagen. Insofern kann ich beruhigt antworten: Ja, es hat sich gelohnt, mit der Seite Zwei eine Plattform für meine Gedanken zu finden, mich erproben und äußern zu können und einer Beschäftigung nachzugehen, von der ich von Beginn an überzeugt war, dass sie mich nie ernähren, aber auch nie verlassen wird.

Was uns zur nächsten Frage, den erreichten Zielen bringt. Ein interessanter Punkt, der zugleich die immanente Frage nach erklärten Zielen aufwirft. Gab es die denn? Ein Blick in meinen winzigen Erklärungsversuch offenbart, dass die Seite Zwei bescheidene Ziele hat. Gedanken aufwerfen. Den Austausch über Literatur anregen. Die Lust am Lesen wecken. Habe ich diese Ziele erreicht? Einhundert Beiträge, einige Tausend Klicks und eine erlesene Handvoll Abonnenten später kann ich auch diese Frage ruhig mit Ja beantworten. Gedanken wurden geteilt, über Literatur wurde sich ausgetauscht und die Lust am Lesen gefördert. Und sei es nur meine eigene Leselust.

Hat sich diese meine Art zu lesen durch das Bloggen verändert? Ja und nein. Der Drang zu rezensieren (gibt es dafür ein Wort?), mich über das Gelesene auszutauschen und anderer Leser Verständnis zu hören, bestand schon lange zuvor. Doch ein Ventil, eine Möglichkeit, die Gedanken zu publizieren, bestand nicht. Insofern denke ich seit Bestehen der Seite Zwei durchaus wieder intensiver über das Gelesene nach, mache Notizen, Anstreichungen und Eselsohren, um wichtige Stellen zu markieren. Einen Einfluss auf das noch zu Lesende, den oft beschworenen Stapel ungelesener Bücher, hat es nicht. Vielmehr lese ich manche Bücher bewusster, andere gelassener, bei wieder anderen beginnt es vielleicht gelassen – um am Ende in einer überraschenden Rezension zu enden. Durch schlechte Bücher quäle ich mich um des Verrisses Willen aber nicht. Dafür ist mir meine Zeit zu schade.

Bleibt das so? Die Zeit wird es zeigen. Pläne für die Zukunft habe ich nicht – außer vielleicht die Frequenz der Beiträge etwas zu erhöhen. Die Seite Zwei ist keiner jener schnurrend aktiven Bücherblogs, auf denen es jeden Tag Neues zu entdecken, neue Rezensionen zu lesen und Empfehlungen zu hören gibt. Da im allgemeinen Brummen des digitalen Zeitalters die Frequenz jedoch der Schlüssel zur Wahrnehmung ist, nagt an dieser Stelle aber der publizistische Ehrgeiz, vielleicht doch die Reichweite wenn nicht zu erhöhen, dann zumindest beibehalten zu können.

Am Inhalt indes werde ich nichts verändern. Vielleicht wird es auch mal die eine oder andere Neuerscheinung auf die Seite Zwei schaffen, eine sichere Wette ist das aber nicht. Die Freiheit, mir meine Inhalte selbst auszusuchen, ist für mich der wichtigste Punkt dieser Unternehmung. Ich bin nicht gezwungen, Trends und Moden hinterherzujapsen, muss nicht den neusten Krausser-Hegemann-Funke-Meyer vorstellen, um mir Supi-Bussi-Herzchen-Likes abzuholen. Ich kann Texte besprechen, die mir am Herzen liegen, die mich berührt, amüsiert, frustriert und gefesselt haben und von denen ich überzeugt bin, dass sie auch anderen einen Mehrwert bieten können. Das wird auch weiterhin der Kern der Seite Zwei bleiben und ich freue mich über jeden Leser, jeden Kommentar und auch über das vereinzelte Supi-Bussi-Herzchen-Like, das mich auf diesem Weg begleitet.


logon didonai

Braucht es eine Rechtfertigung für ein Blog?

Ich denke nicht. Die Welt, das Netz, beides groß und ein Plätzchen, eine Nische findet sich immer, in der man seinen Gedanken freien Lauf lassen und publizieren kann. Dies soll an dieser Stelle geschehen, über Literarisches und Kulturelles, über Romane und Gedichte, über Schreiben und Lesen. Literaturvermittlung im Web 2.0, auf den Versuch kann man es ja ankommen lassen.