Alaaf.
Mohamedou Ould Slahis Das Guantanamo-Tagebuch ist nun auch auf Deutsch erschienen und legt ein eindrückliches Zeugnis von den Zuständen im Militärgefängnis der USA auf Kuba ab. Wie die taz herausstellt, handelt es sich dabei aber mitnichten um ein authentisches Dokument. Das Tagebuch sollte vielmehr als ein Stück Literatur betrachtet werden, denn so zweifelhaft die Methoden der Amerikaner im rechtsfreien Raum Guantanamo sind, so unzuverlässig bleibt Slahis als Erzähler. Das Tagebuch ist für die Veröffentlichung geschrieben und dementsprechend hat Slahis dem Text eine von ihm intendierte Richtung gegeben und seinerseits entscheidende Stellen ausgelassen. Dennoch zeigen vor allem die vielen Schwärzungen durch die US-Behörden, welch hohle Farce der Freiheitsbegriff der USA mittlerweile geworden ist.
Nach den Anschlägen auf ein Kulturzentrum und eine Synagoge in Kopenhagen ringt Dänemark um Fassung. „Das hier ist kein Kampf zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen. Das ist ein Kampf zwischen der Freiheit des Einzelnen und einer dunklen Ideologie“, fasst Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt die Situation zusammen. Am Wochenende waren zwei Menschen bei den Anschlägen ermordet worden. In dem kleinen Kulturzentrum, auf das der Täter zuerst das Feuer eröffnete, fand gerade eine Diskussionsrunde zur Meinungsfreiheit statt, an der auch der Karikaturist Lars Vilks von Jyllands Posten teilnahm. Neben diesem offensichtlichen Angriff auf die freie Diskussionskultur war erneut eine jüdische Einrichtung Ziel des oder der Täter. Es sollte daher nicht nur über den Terror gegen die Meinungsfreiheit debattiert werden, sondern auch über den dem modernen Terrorismus inhärenten Antisemitismus, der mit der Gewalt nach Europa zurückkehrt. Anzumerken ist zudem, dass auch der Täter von Kopenhagen der Polizei zuvor offenbar bekannt war. Welchen Nutzen umfangreiche Vorratsdatenspeicherung und Überwachung bringen, darf damit also erneut angezweifelt werden.
Um den Rosenmontag nicht allzu schwarz beginnen zu lassen, noch ein kurioser Bericht aus Köln: Anna Heller ist mit 29 Jahren nicht nur die jüngste Brauereichefin der Stadt am Rhein, mit ihrer kreativen Art, mit deutscher Brautradition umzugehen, sorgt sie darüber hinaus immer wieder für Furore. Zuletzt provozierte sie die Kölner vor einem Jahr mit der Ankündigung, nun ein Altbier zu brauen. Während Außenstehende den Nachrichtenwert suchen, riechen Kölner fast sofort einen Skandal, ist doch Altbier der beliebte Trunk der „Rivalen“ aus Düsseldorf und Co. Geht ja gar nicht! Geht ja wohl, bewies Heller und meldete schon nach anderthalb Wochen, dass die erste Marge ausverkauft sei. Bio ist das Bier übrigens obendrein.
Was zuletzt jedoch betrübt: John Stewart verlässt seine Daily Show. Welch ein Verlust für die politische Satire, haben doch er und Stephen Colbert den Amerikanern und der Welt mit hartnäckiger Regelmäßigkeit die Widersprüchlichkeiten der amerikanischen Politik und die mittlerweile auch für unsere Medienlandschaft typische Hysterie vor Augen geführt. Während Deutschland noch etwas verkrampft versucht, seinen Stil zu kopieren, muss die USA nun einen Nachfolger finden. Vielleicht lässt sich ja John Olivers Last Week Tonight zum ideellen Nachfolgeformat ausbauen.