Guten Tag.
Uff. Buchmesse. Frankfurt. Mittwoch bis Sonntag. Niederlande. Bücher. Menschenmassen. Buchpreis. Ach ja. Buchpreise. Heute wird in Frankfurt schon einmal vorab, sozusagen zum Vorglühen auf die Messe, der Deutsche Buchpreis verliehen. Buchhändler im Land planen schon einmal nervös die Umdekoration der Schaufenster und wappnen sich für die plötzliche Flut an Literaturexperten. Und die Seite Zwei? Gibt sich uninteressiert. Meinungen zum Preis gibt es wie Sand am Meer, auf den Schönen Seiten auch einen launigen Blick hinter die Kulissen und in den gängigen Leitmedien die entsprechenden Lang- und Kurzlisten. Wie stehen denn die Wetten für heute Abend? Manchmal glaube ich, dass die Preisverleihungen in England, dem Land in dem man auf praktisch alles wettet, einfach spannender wären. Apropos Ausland: Sophie Weigand hat sich die Mühe gemacht, mal die Wirkung des Buchpreises im Ausland zu ergründen und ist zu einer recht nüchternen Erkenntnis gekommen: Schon wichtig, aber längst kein Freifahrtschein für Massenerfolg. Hilft aber durchaus bei der Vermarktung.
Das ist er doch letztlich oder nicht? Ein Vermarktungsinstrument. Schon klar, dass Autoren sich über das Preisgeld freuen, würde ich ja auch. Aber der ganze Hype? Die Hysterie? Die endlosen Debatten über berechtigt oder unberechtigt verliehene Preise, Auswahlkriterien, Zusammensetzung von Jurys …? Die Preise sind immer mehr oder minder willkürlich. Angesichts der schieren Menge an Publikationen, allein auf dem deutschen Buchmarkt, kann kein Preis der Welt für sich beanspruchen, alles geprüft und wirklich eine objektive Auswahl getroffen zu haben. Dank der großartigen Debattenkultur, die uns die Freiheit des Netzes eingebracht hat, wird ohnehin nahezu jede Entscheidung binnen Minuten angezweifelt und zum Politikum erhoben. Juroren haben es mittlerweile auch nicht mehr leicht, immerhin müssen sie nun nicht mehr nur die Qualität bewerten sondern auch noch darauf achten, ob der Preisträger nicht womöglich gar nur eine „politische Entscheidung“ gewesen sein könnte oder irgendwessen Befindlichkeiten verletzt. Dann lieber mal auf Nummer sicher gehen und einen Musiker auszeichnen. Den kennt wenigstens jeder.
Apropos, man kommt ja doch nicht vorbei am Elefant im Raum. Die Nobelpreise sind natürlich von den Problemen nicht ausgenommen, sondern leiden womöglich am meisten. Der Friedensnobelpreis macht es ja ganz entzückend vor und ist seit einigen Jahren eher eine absurde weltpolitische Farce. Den bekommen ja jetzt kriegführende Staatsoberhäupter und Wirtschaftsvereinigungen. Dass in diesem Jahr die Friedensbemühungen des kolumbianischen Präsidenten ausgezeichnet wurden, der sich zwar endlich mit der FARC geeinigt hat, dessen Bevölkerung aber offenbar nichts vom Frieden hält, ist ein historischer Treppenwitz mit Ansage. Hoffen wir mal, dass der Literaturnobelpreis diesen Weg vermeiden kann. Vielleicht sollte man nächstes Jahr mal eine Ausnahme machen, den Preis gleich dutzendfach vergeben und all jene Autoren auszeichnen, die ihn in den letzten Jahren schon „endlich mal verdient“ hatten? Ich wäre ja dafür, und im Anschluss kann man 2018 eine neue Seite aufschlagen. Oder das Buch gleich zugeklappt lassen.